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Medienmitteilung der Plattform Agrotreibstoffe Zurzach: 
Die Firma Green Biofuel hat mit dem Baubeginn der lange angekündigten  Agrodiesel-Raffinerie begonnen. Damit will sie in Bad Zurzach offenbar  vollendete Tatsachen schaffen, bevor die Politik die laufende Debatte  über die umstrittenen “Bio”-Treibstoffe richtig geführt hat. Die Firma  geht ein hohes finanzielles und politisches Risiko ein. Und: die  Produktion von Agro- Diesel aus afrikanischem Jatrophaöl verschärft den  Hunger und belastet die Umwelt. 
Obwohl der heutige Spatenstich  wohl vor allem dazu dienen soll, die Baubewilligung aufrechtzuerhalten,  deren Frist gestern abgelaufen war, wirft das übereilte Vorgehen Fragen  auf. Die Anlage ist nur rentabel zu betreiben, wenn die  Oberzolldirektion die Treibstoffzollabgabe von gegen 100 Mio. Franken  pro Jahr erlässt (133 Mio. Liter à ca. 70 Rp.). Dies ist längst nicht  sicher – ein entsprechendes Gesuch ist wegen mangelhafter Angaben durch  Green Biofuel ad acta gelegt. 
Dem Parlament liegt zudem eine  Initiative der Umweltkommission des Nationalrats vor, welche verlangt,  dass “anstelle von Kriterien für die Steuerbefreiung von  Agrotreibstoffen Bestimmungen für die Zulassung auf dem Markt zu  erlassen” sind. Die Kommission verlangt, dass die sozialen und  ökologischen Auswirkungen von Agrotreibstoffen besser berücksichtigt  werden. Insbesondere darf die Agrotreibstoff-Produktion nicht dazu  führen, dass die Nahrungsmittelproduktion konkurrenziert wird oder  Wälder dafür gerodet werden. Und die Gewinnung von Agrotreibstoffen soll  die Umwelt nicht stärker belasten als die Verwendung von fossilen  Energieträgern. Und nicht zu vergessen: 35 Organisationen und über  62’000 besorgte Bürgerinnen und Bürger forderten im Februar 2011 mit  einer Petition vom Bund strenge Zulassungskriterien für Agrotreibstoffe  in der Schweiz. 
Green Biofuel verursacht in dieser heiklen  politischen Diskussion einen unzulässigen Druck, indem vollendete  Tatsachen geschaffen werden sollen. Dies wird von den unterzeichnenden  Organisationen scharf kritisiert. 
Wie Green Biofuel selber  ausführt, stösst auch der Anbau des Rohstoffs Jatropha in den  afrikanischen Produktionsländern auf Probleme. Im bisher favorisierten  Mosambik sollten enorme landwirtschaftliche Flächen für die  Treibstoffproduktion eingezont werden, was nun auf politischen  Widerstand gestossen ist. Kein Wunder: Allein 2007 haben wurden in  Mosambik Lizenzen für die Erschliessung von fünf Millionen Hektar Land  beantragt – eine grössere Fläche als die Schweiz! Nun weicht Green  Biofuel nach eigenen Aussagen auf Länder wie Ghana und Togo aus bzw.  will sich den Rohstoff auf dem Weltmarkt einkaufen. 
Wie  Studien zeigen (Link unten), verdrängt Jatropha den Anbau von  Nahrungspflanzen durch Kleinbauern. Und diese ziehen kaum Profit aus dem  Anbau der Export-Pflanze. Entgegen den Beteuerungen der Promotoren wird  Jatropha fast nur auf bewässerten landwirtschaftlichen Nutzflächen  angebaut, unter Verwendung von Dünger und Pestiziden. Dies würde wohl  auch im Fall von Green Biofuel zutreffen. Wozu sonst hätte die Firma  Versuche mit hochgezüchteten Jatrophasorten durchgeführt, welche nur mit  guter Wasser- und Nährstoffversorgung die gewünschten Erträge liefern  können? 
Links 
Parlamentarische Initiative 09.499 – Agrotreibstoffe. Indirekte Auswirkungen berücksichtigen
  Weitere Informationen Tina Goethe, SWISSAID / Koordinatorin Plattform  Agrotreibstoffe t.goethe@swissaid.ch; 031-350 5375; 076-516 5957 
Martin Bossard, Biosuisse martin.bossard@bio-suisse.ch; 061 385 96 29; 076 389 73 70